2O15, Audio-visual installation, Variable dimensions
Die Sonne steht tief. Ein kurzer Lichtreflex wird von der Eisenverkleidung des Balkons durch dünnes Astwerk geworfen: Ein flüchtiger Moment, der sich in die Erinnerung einbrennt und den man sich immer wieder vor Augen führt.
Simeon Sigg fängt diesen Moment mit einer Kamera ein, montiert ihn zu einem drei-sekündigen Loop und verleiht ihm durch die musikalische Komposition eine voranschreitende Zeitlichkeit. 3.O Sec lässt sich als Wahrnehmungsstudie des Flüchtigen, des gegenwärtigen Moments in seiner Audiovisualität begreifen. Die exakte Wiederholung der Bildsequenz wird hier nicht als Kopie verstanden, sondern als Evokation der Verschiedenheit. Während die Vergangenheit unablässig anwächst und uns mit der Gegenwart konfrontiert, verlieren wir uns im endlosen Reflektieren.
„Aus diesem Fortleben der Vergangenheit folgt für das Bewusstsein die Unmöglichkeit, denselben Zustand zweimal zu durchlaufen. Mögen sich die Umstände noch so sehr gleichen, die Person, auf die sie wirken, ist nicht mehr dieselbe, da sie von ihnen in einem neuen Moment ihrer Geschichte erfasst wird.“ Henri Bergson
Die Arbeit war Teil der Gruppenausstellung Extended Compositions im Centre d’Art Pasquart Biel mit Dieter Appelt, Frank Badur, Samuel Beckett, Sonia Boyce, Stan Brakhage, Janet Cardiff, Samuel Emde, William Engelen, Ellen Fellmann, Terry Fox, Christoph Girardet & Matthias Müller, Gregor Hildebrandt, Leo Hofmann, Hiromi Ishii, Barbara Kasten, Idris Khan, Bruce Nauman, Carsten Nicolai, Raha Raissnia, Silva Reichwein, Hans Richter, Nora Ringgenberg, Mika Rottenberg, Mariateresa Sartori, Joachim Schönfeldt, Susanne Schuricht, Bill Viola.
The sun is low in the sky. Light is briefly reflected by the balcony’s iron cladding through the thin branches – a fleeting moment that is seared in the memory and that you forever see in your mind’s eye.
Simeon Sigg captures that moment with a camera, edits it to form a three-second loop and, by adding a musical composition, gives it an advancing temporal sequence.
3.O Sec can be considered a perceptual study on the transient, the present moment in its audio-visual structure.
The exact repetition of the image sequence is not construed here as a copy but as a way of evoking difference. While the past inexorably accrues and confronts us with the present, we get lost in endless reflection.
“Given this continued presence of the past, our minds are unable to pass through the same state twice. However much circumstances may resemble one another, the person on whom they impact is no longer the same one as it is seized by them in a new moment in its history.” - Henri Bergson