Simeon Sigg

Zirkuliere!

Intravention, 2O21

In Zusammenarbeit mit Vinzenz Meyner 

Einplatinencomputer, Soundkarte, Lautsprecher

Dauer variabel

Ausgestellt im Helmhaus Zürich (Zirkuliere! 23. April – 2O. Juni 2O21)


"Zsss",

Komm! 

"Schhh" – Verschwinde!

Durch die Ausstellung zirkulieren Geräusche – und die Orientierung im Raum gerät durcheinander. Die Geräusche fabrizieren Differenzen, verschieben, wandeln und scannen gleichzeitig die Räumlichkeiten. Jemand ruft, niemand ist da.

Vinzenz Meyner und Simeon Sigg untersuchen ausgehend vom Skript des Films «Matto regiert» die Notation von alltäglichen Zisch- und Pfeiff-Lauten. «Matto regiert» ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Friedrich Glauser, der hinter den Mauern einer psychiatrischen Anstalt der 2Oer-Jahre spielt. Ein Pfiff, den der Portier Dreyer von sich gibt, bevor er jemanden auffordert, zu «Zirkuliere!», wird im Drehbuch als „Pfft!" aufgeschrieben. Es ist eine mögliche Schreibweise von Luft, die durch die Zähne und über die Zunge gedrückt wird. Die Arbeit lässt ähnliche Laute synthetisch und nach Zufallsprinzip entstehen. Menschlicher Ausdruck wird programmiert wiedergegeben und belebt die Räume. Die Komponenten des Raumes werden untereinander neu in Beziehung gesetzt. Muckse, Zischlaute und Pfiffe geistern durch die Ausstellung und lassen Köpfe drehen.

In fünf verschiedenen Räumen befindet sich ein Pure Data Patch, welches auf einem Raspberry Pi 4 läuft. Die damit erzeugten Klänge gehen via mono Signal auf je einen Lautsprecher im Raum. In randomisierten Zeitabständen wird mit FFT Synthese und einem Bandpass White Noise gefiltert. Ein Laut entsteht anhand zufällig ausgewählten Klangbearbeitungstechniken. Pitchshifting, Abspiellänge, ADSR-Kurven und Lautstärken spielen dabei eine Rolle und werden kombiniert. Die den Klang modulierenden Parameter werden wiederum zufällig innerhalb eines vordefinierten Wertebereiches ausgewählt. Dass ein Verfahren sich exakt wiederholt ist schier unmöglich, jeder Laut ist einzigartig.